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Interview mit Patrick Werner, Entwickler bei Grundig Business Systems

Grundig Business Systems beteiligt sich an dem Forschungsprojekt SPEAKER. Der verantwortliche Entwickler für das Projekt ist bei uns Patrick Werner. Wir wollten von ihm ein wenig mehr dazu erfahren.

Herr Werner, was ist das SPEAKER-Projekt eigentlich?

SPEAKER ist ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt angeführt von zwei Fraunhofer Instituten zum Aufbau einer Sprachassistenzplattform „Made in Germany“. Die Bundesregierung fördert das Vorhaben im Rahmen des Innovationswettbewerbs »Künstliche Intelligenz als Treiber für volkswirtschaftlich relevante Ökosysteme«. Ziel ist es, neue Konzepte für Sprachassistenzlösungen zu erarbeiten und dabei den Datenschutz nicht aus den Augen zu verlieren. Mit dabei sind führende deutsche Unternehmen, die verschiedenste Anwendungsfälle für Sprachassistenten im B2B-Bereich entwickeln.

Welche Technologien kommen denn in dem Projekt zum Einsatz?

Die Technik im Hintergrund wird in mehreren Modulen von den Fraunhofer Instituten entwickelt und in dem Forschungsprojekt zur Verfügung gestellt. Dazu gehören hauptsächlich die automatische Spracherkennung, also die Umsetzung von Sprache in Text, dann die umgekehrte Funktion aus Text Sprache zu synthetisieren, und das Dialogmanagement. Dieses muss zusätzlich die natürliche, gesprochene Sprache verstehen und auch wieder realistische, zu sprechende Antwortsätze generieren können. Weitere Technologiepartner aus dem Konsortium tragen zudem Module, wie etwa Lippenlesen oder Emotionserkennung, bei. Die Industriepartner entwickeln daraus unterschiedliche sprachbasierte Assistenzsysteme, sei es für die assistierte Wartung von Systemen oder Support mit intelligenten Chat-Bots.

Wie ist Grundig Business Systems zu dem Projekt gestoßen?

Durch das große Netzwerk und die lange Erfahrung von Grundig Business Systems im Bereich Sprachverarbeitung und -erkennung sind wir auf das Forschungsprojekt aufmerksam geworden. Dadurch entstand die Idee, neue Anwendungen außerhalb des klassischen Diktierens zu entwickeln. Dabei ist es uns nicht unbedingt wichtig, ein fertiges Produkt zu entwickeln, sondern einen praxisnahen Anwendungsfall zu untersuchen. Das Einsatzszenario, das wir prüfen, ist ein Sprachassistent für Vollzugsbeamte. Damit könnten Polizeibeamte beim Einsatz vor Ort eine automatisierte Unterstützung bei der Protokollerstellung und Befragung von Beteiligten erhalten.

Hat denn so ein Sprachassistent für den Polizeieinsatz andere Anforderungen als in anderen Bereichen?

Ja, auf alle Fälle. Jeder Polizeieinsatz ist anders. Das fängt mit den vielfältigen Umgebungen an. Einsätze können in ruhigen Wohnungen oder an stark befahrenen Straßen stattfinden, dementsprechend ist die Sprachaufnahme erschwert. Und auch die benötigte Dokumentation ist je nach Sachverhalt anders. Hinzu kommt, dass Polizeiarbeit Ländersache ist. Und selbst innerhalb der Bundesländer werden Protokolle teilweise unterschiedlich gehandhabt. Wir haben uns also mit Polizeikräften in den verschiedenen Bundesländern in Verbindung gesetzt, um die Anforderungen besser verstehen zu können. Dabei fiel auf, dass es einen echten Bedarf und Willen in der Polizei gibt Digitalisierung voranzutreiben.

Wie genau sieht denn so ein Anwenderszenario in der Polizei aus?

Basierend auf den Interviews mit Polizeikräften und der Auswertung von beispielhaften Einsatzprotokollen, ist eine dynamische, mobile Lösung nötig, z.B. in Form einer Smartphone-App. Vor allem sollten Protokollpunkte einfach aus natürlicher Sprache ausfüllbar sein. Hierbei kann der Assistent bei fehlenden oder unzureichenden Informationen nachhaken. Befragungen von beteiligten Personen sollen direkt aufgenommen und transkribiert werden. Hier unterstützt der Assistent durch Echtzeitinformationen. Z.B. kann entsprechendes Infomaterial bereitgestellt werden, falls ein Gespräch über Gefahrgut erkannt wird, oder die Polizeikraft wird erinnert genauer nachzuhaken, falls ungenaue Zeit- oder Geschwindigkeitsangaben geäußert werden. Auch eine Verknüpfung mit weiteren Diensten ist denkbar: wird Glatteis als Unfallursache angegeben, kann der Assistent die Aussage über die aktuelle Position beim Wetterdienst überprüfen. Selbstverständlich wird nicht immer nur auf die Spracherkennung gesetzt, auch nonverbale Eingaben, z.B. eingetippte Informationen, werden vom Assistenten berücksichtigt. Weiterhin zu beachten sind bereits existierende Systeme oder auch Smartphone-Apps bei den Polizeien. Unsere Lösung muss auch leicht in solche Umgebungen integrierbar sein.

Was ist die Herausforderung für Sie als Softwareentwickler und was macht das Projekt so spannend?

Es macht Spaß, etwas zu entwickeln, was der künstlichen Intelligenz ganz konkreten Nutzen gibt. Es gibt sehr vielfältige Probleme, die auf unterschiedlichste Weise mit neuen Technologien gelöst werden müssen. Das Assistenz-System soll am Ende die Intention des Nutzers erkennen und richtig darauf reagieren, ganz egal wie dieser formuliert. Sicherlich stehen wir hier noch am Anfang der Forschung. Je komplexer die Aussage, umso schwieriger wird es für das System, relevante Antworten bereitzustellen. Und auch das Thema Datensicherheit hat noch einige ungeklärte Aspekte. Durch die Arbeit an diesem Projekt bauen wir neue Kompetenzen auf, die uns auch in Zukunft nützlich sein werden. In jedem Fall sind wir stolz darauf, dabei zu sein, denn das ist das erste richtig große KI-Sprachprojekt im deutschsprachigen Raum.

Mehr Informationen unter https://www.speaker.fraunhofer.de/

Über die Grundig Business Systems GmbH

Die Grundig Business Systems GmbH (GBS) ist ein mittelständisches Produktions- und Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Bayreuth. Das Unternehmen steht einerseits für eine qualitativ hochwertige elektronische Auftragsfertigung (EMS) und produziert „Made in Germany“. Andererseits bietet GBS innovative und wirtschaftliche Lösungen und Produkte in der professionellen Sprachverarbeitung für eine effiziente Dokumentenerstellung. Die Spracherkennung (speech to text) arbeitet mit künstlicher Intelligenz. Zum Portfolio gehört auch eine individuelle Beratung, Training und Service. Das Unternehmen wurde bereits mehrfach für seine zukunftsfähige Unternehmenskultur ausgezeichnet.

Ansprechpartner für Rückfragen:

Kristina Hoffmann
Leiterin PR & Marketing
Grundig Business Systems GmbH
Weiherstr. 10
95448 Bayreuth
Tel.: 0921/898-280
Kristina.Hoffmann@grundig-gbs.com